Während die Feuerwehr früher ausrücken musste, um eine Katze in luftiger Höhe aus einem Baum zu befreien, wird sie heute immer öfter alarmiert, weil eine Giftschlange das Weite gesucht hat. Schlangen gehören zu den Favoriten, wenn es um exotische Haustiere geht, aber während noch vor ein paar Jahren die Würgeschlangen die Nummer eins waren, so sind es heute zunehmend giftige Schlangen, die in deutschen Wohnzimmern zu Hause sind. Aber darf jeder so einfach eine giftige Schlange halten, oder müssen vielleicht bestimmte gesetzliche Voraussetzungen erfüllt werden?
Giftige Schlangen sind nicht verboten
Grundsätzlich sind giftige Schlangen in privaten Haushalten nicht verboten, aber wer eine Mamba oder eine Klapperschlange im Terrarium halten will, der muss mindestens 18 Jahre alt sein. Nur in zwei Bundesländern, in Hessen und in Bayern gibt es Gesetze, die die Haltung von Giftschlangen einschränkt oder ganz verbietet. Allerdings stehen die Gesetze und Einschränkungen nur auf dem Papier, denn es ist praktisch unmöglich, die Halter von giftigen Schlangen zu ermitteln. Den Verkäufern dieser exotischen Tiere ist es egal, wohin die Schlangen verkauft werden und eine Behörde vor Ort, die kontrolliert, gibt es nicht. Testkäufe der Tierschutzorganisation PETA haben gezeigt, dass es ohne Fachwissen schnell und einfach möglich ist, hochgiftige Schlangen im Internet oder auf Tierbörsen zu kaufen.
Viel Verantwortung
Mit dem Kauf der Schlange und dem Einrichten des Terrariums ist es leider nicht getan, denn wer giftige Schlangen halten will, der sollte ein gewisses Fachwissen mitbringen. Wer sich wirklich für die Tiere begeistern kann und nicht nur mit ihnen angeben will, der meldet seine Schlange an und erfüllt die gesetzlichen Auflagen. Dazu gehören:
- Ein polizeiliches Führungszeugnis
- Einen Haltungsnachweis der zuständigen Behörde
- Eine Genehmigung des Vermieters, die Schlange halten zu dürfen
- Ein separater Raum für die Schlange mit allen Sicherheitsvorkehrungen
Ein polizeiliches Führungszeugnis bekommt man gegen eine kleine Gebühr bei der Gemeinde, schwieriger ist es aber, die Erlaubnis des Vermieters zu bekommen. Nicht jeder Nachbar kann sich mit dem Gedanken anfreunden, dass giftige Schlange nebenan leben. Wer diese Schlangen halten möchte, sollte zudem Kontakt zu einem Tierarzt aufnehmen, denn der Veterinär prüft, ob die Fenster des Raums, in dem die Schlangen gehalten werden, auch vergittert sind und ob es eine verschließbare Fluchttür gibt. Außerdem muss sichergestellt werden, dass das Terrarium mit Schlössern gesichert ist.
Was kann das Gift anrichten?
Die Entscheidung, giftige Schlangen zu halten, sollte sehr gut überlegt werden, denn es handelt sich schließlich um Tiere, die das Leben bedrohen können. Über die Gefahren muss man sich im Klaren sein und auch die Tatsache, dass jedes Jahr mehrere tausend Menschen von Giftschlangen getötet werden, sollte im Hinterkopf bleiben. Wer Giftschlangen im Terrarium halten will, muss starke Nerven, viel Zeit, viel Sachkenntnis und auch einen eisernen Willen mitbringen.
Giftschlangen greifen blitzschnell und mit viel Eleganz ihre Opfer an und der Halter dieser Schlangen muss immer aufmerksam bleiben und sich auf die Tiere konzentrieren, wenn sie gefüttert werden. Das Gift der Schlangen wirkt auf ganz unterschiedliche Weise, es kann die Nerven lähmen, das Herz angreifen und auch die Blutgerinnung schädigen. Neurotoxische Gifte beeinträchtigen das zentrale Nervensystem und führen zu Lähmungserscheinungen, kardiotoxische Gifte schädigen den Herzmuskel nicht selten irreparabel und hämotoxische Gifte beeinflussen das Blut und greifen das Gewebe an.
Welche Giftschlangen sind für Anfänger geeignet?
Giftschlangen sind ohne Zweifel faszinierende Tiere und wer sich dieser Faszination nicht entziehen kann, der sollte für den Einstieg Schlangen wählen, die zwar giftig sind, aber nicht töten können. So ruft das Gift der Hakennasennatter „nur“ eine allergische Reaktion aus, schmerzhaft sind die Bisse der Weißlippen-Bambusotter und der Kupferköpfe. Diese Schlangen gelten als friedfertig und wenig angriffslustig, sie sind daher als „Einsteigermodelle“ zu empfehlen.